RHÜDEN. Wer schon mal mit dem Fahrrad oder zu Fuß auf dem Radweg von Bornhausen nach Rhüden unterwegs war, dem sind Sie vielleicht schon aufgefallen, die Rede ist ist von den drei Holzschilder, mit den Inschriften „Heimekenbrink“, „Orgelbuil“ und „Alte Lehmkuhle“. Aber auf was sollen diese Schilder eigentlich hinweisen? Nun der Reihenfolge nach…
Nach dem großen Brand von 1834 sind viele Fachwerkhäuser in Rhüden vollkommen ausgebrannt. Um die Häuser wieder aufzubauen, benötige man seinerzeit viele Baustoffe, unter anderem auch Lehm. So konnten sich die Bewohner Rhüdens den Lehm für Bauzwecke kostenlos aus dieser Grube holen. Heute spricht man daher von der „Alten Lehmkuhle“.
Auch am „Heimekenbrink“ wurde seinerzeit Lehm abgebaut, wodurch ein steiler Hang – plattdeutsch auch „Brink“ genannt – entstand. Dieser war besiedelt von Millionen von Ameisen (zu plattdeutsch „Heimeken“), welches dem Ort den Namen „Heimekenbrink“ bescherte.
Die interessanteste Geschichte erzählt sicherlich die Sage vom „Orgelbuil“, auf die das gleichnamige Schild hinweist. Der „Orgelbuil“ ist der Zusammenfluss von der Schildau in die Nette, unweit des Radweges. Der Name „Buil“ kommt von einer Kreckel einer Drehorgel, da sich dort das Wasser in einem Strudel dreht, so wurde der Standort „Buil“ genannt. Die Vorsilbe „Orgel“ soll davon herstammen, dass dort früher über die Schildau ein Steg führte. Ein von Bornhausen kommender betrunkener Orgelspieler, zu plattdeutsch Orgelkärl genannt, soll einmal hier mitsamt seiner Orgel in die Schildau gestürzt sein. Die Orgel habe man retten können, den Geldbeutel (plattdeutsch auch „Buil“ genannt) jedoch nicht. Seither wurde der Ort im Volksmund „Orgelbuil“ genannt.
„Diese netten kleinen Ortsgeschichten gilt es unbedingt zu erhalten“, so Ortsbürgermeister Frank Hencken. Doch wirklich schön anzublicken waren die Schilder leider nicht mehr, denn Sonne, Sturm und Regen hat über die Jahre deutliche Spuren an den aus Holz bestehenden Schildern hinterlassen. Daher hatte der Ortsrat in einer seiner vergangenen Sitzungen beschlossen, für zirka 850 Euro neue Holzschilder anfertigen zu lassen.
Mit tatkräftiger Unterstützung der Natur- und Heimatfreunde konnten, durch die Mitglieder des Ortsrates nun die Pfostenträger im Erdreich gesetzt und die neuen Schilder montiert werden.
„Die Schilder fügen sich, mit Ihren kleinen historischen Geschichten auch sehr gut in das Gesamtkonzept der Seesener Dorfrunde ein“, erklärt Ortsbürgermeister Frank Hencken. Aktuell prüfe man daher, ob die Schilder nicht auch noch mit einem sogenannten QR-Code versehen werden können. Dieser ließe sich dann mit dem Smartphone auslesen und deren Geschichten nachlesen.